Milchhäusle
Aus den Erinnerungen einer 1927 geborenen Zeitzeugin geht hervor, dass vor dem Bau des „Milchhäusles“ die Milch in Kannen am Hof der Familie Beck (heute Anwesen Sartor) gesammelt wurden und dann von Paul Beck und seiner Familie („ dr Milchbeck“) im Lastwagen nach Stuttgart transportiert wurden.
Der „Milchfahrer“ übernahm außer dem Transport von Milch auch andere wichtige Aufgaben; so konnten bei ihm Bestellungen für Einkäufe in Stuttgart aufgegeben werden. Oft brachte er ärztlich verordnete Medikamente aus der Apotheke in der Stadt mit oder nahm auf den Holzpritschen seines Lastwagens Personen mit nach Stuttgart und zurück.
Neben einer Genossenschaft für Viehbesitzer wurde 1933 eine Milchgenossenschaft mit 47 Mitgliedern gegründet. Im ersten Halbjahr 1934 hat diese 66.000 l Milch abgeliefert und 9.000 RM an die Erzeuger ausgezahlt. Ab dem 15. April 1934 war durch Gesetz die direkte Milchabgabe an Privatpersonen gegen Bezahlung verboten. Alle Milch musste zur Sammelstelle gebracht und konnte dort von den Verbrauchern abgeholt werden. Die Abgabe zu 18 Pf. je Liter erfolgte werktags zwischen 20.15 und 20.45, sonntags eine Stunde früher. Auf der Versammlung der Mitglieder der Milchgenossenschaft im April 1934 wurde der Bau eines Genossenschaftshauses in der Blohnstr. 2 beschlossen. Dieses sollte neben der Milch- auch eine Eiersammelstelle sowie eine Rahmstation und einen Verkaufsraum enthalten. Für die Bausumme von 9.000 RM haftete jedes Mitglied mit 100 RM, der Staat gewährte einen Zuschuss von 2.500 RM. Bereits am 12. August 1934 konnte das „Milchhäusle“, wie es in der Bevölkerung genannt wurde, eingeweiht werden.
Abends nach Beendigung der Stallarbeit lieferten die Bauern die Milch in Kannen an, meist transportiert auf kleinen Leiterwagen.
Der Gang zum Milchhaus war ein beliebter Spaziergang bei der jüngeren Generation, bot er doch die Möglichkeit zum Austausch von Neuigkeiten und zum Treffen mit anderen Jugendlichen.
Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Milchwerke Ludwigsburg das Milchhaus übernahmen und dort außer dem Milchverkauf eine Verkaufsstelle für verschiedenste Molkereiprodukte einrichteten („Milu Laden“) , bereitete dies den ortsansässigen Gemischtwarenhändlern Angst vor der Konkurrenz.
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