Das Pfaffenkreuz
Eine Talmulde zwischen Schöckingen und Hemmingen heißt das Pfaffenkreuz. Dort stand früher ein Holzkreuz, das der Gegend den Namen gab.
Der Ritter von Hemmingen und sein Nachbar, der Nippenburger, ritten einmal kurz vor der Ernte durch ein reifes Kornfeld. Der Besitzer und seine Frau schnitten eben das erste Korn, da überritt der Hemminger die Frau, die noch in derselben Nacht an ihren Verletzungen starb. Die Bauern forderten Rache, und der Pfarrer wollte dem Ritter ins Gewissen reden, um weiteres Unheil zu verhindern. Am nächsten Tag trat er ihm entgegen, aber der Ritter wollte ihn nicht anhören und weiterreiten. Der Pfarrer fiel ihm in die Zügel, der jähzornige Ritter zog sein Schwert und tötete den unerwünschten Mahner. Die Bauern bestatteten den Pfarrer an der Stelle seines gewaltsamen Todes und errichteten ein großes Holzkreuz, das Pfaffenkreuz, über seinem Grab.
Der Spitzengeist
Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts saßen in Hemmingen die Freiherren von Hemmingen. Einer der letzten Sprosse hatte einen Jagdknecht namens Werner. In einer bresthaften (altes Wort für baufällig) Hütte außen am Dorf hauste zu gleicher Zeit der Maulwurfsfänger Hund. Ein Vorfahre des Freiherrn hatte den zweifelhaften Gast aus einem Ungarnkriege mit heimgebracht. Er ging lichtscheue Wege und vergriff sich verschiedentlich an Hasen und Rehen. Der Jäger brachte ihn wiederholt zur Anzeige, und Hund musste seine Übergriffe bei Wasser und Brot büßen. Er schwor dem Forstknecht Rache. Hochdorf zu ist der Zeitwald, und eine Ecke schneidet als »Spitzen« weit ins Feld vor. Dahin ging Werner eines Morgens und sah nach dem Walde und der Jagd. Dann legte er sich beim Spitzen eine Zeitlang auf den Rasen und schlief ein. Diese Gelegenheit nahm Hund wahr. Er schlich hin und stieß ihm den Dolch in die Brust. Nicht lange nachher schlurkte ein blödsinniger (schwachsinnig) Bursche des Weges daher. Das war der Balthes, Sohn einer armen Witwe. Auf diesen lenkte der Hund den Verdacht. Er machte ihm weis, der Forstknecht schlafe, er solle bei ihm wachen, daß ihm nichts passiere. In der Nähe war dazumal eine Waldkapelle. Der Priester kam vorbei und sah den Ermordeten und den Idioten bei ihm. Er glaubte, dieser habe ihn in einem Anfall von Wahnsinn erdolcht und beschuldigte ihn des Mordes. Der Vogt zweifelte. Der Pfarrer aber veranlaßte ein Gottesurteil. Der Balthes sollte ein kleines Kreuz aus einem Kessel siedenden Wassers herausholen. Schade ihm das nichts, so sei er unschuldig. Natürlich verbrannte er sich die Hand. Man führte ihn zum Galgen, henkte ihn und überließ ihn den Raben zum Fraße. Die Mut ter weinte sich zu Tode. Den Mörder trieb das böse Gewissen umher wie Kain. Neben dem Galgen stand eine hohe Eiche. Da fand man ihn eines Morgens hoch in den Ästen erhenkt. Und doch hatte er nicht selbst Hand an sich gelegt, sondern das heimlich Gericht, die Feme, hatte ihn ergriffen. In die Rinde des Stammes fand man die Buchstaben geschnitten: S. S. G. S. (Stock, Stein, Gras, Stein). Der Priester ging ins Kloster und büßte dort seine Sündenschuld. Seitdem geht im Spitzen der Spitzengeist.
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