3. Hemminger Energieforum
icon.crdate22.11.2024
Was Berlin von Hemmingen lernen kann
Die Abschlussfrage von Talkmaster Wolfgang Heim bei der Podiumsdiskussion beim 3. Hemminger Energieforum richtet sich an Malte Kreutzfeldt. Der muss nicht lange überlegen. Die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Privatwirtschaft funktioniere in Hemmingen und die Nachhaltigkeits-Strategie habe ein breites Fundament sagt der Wissenschaftsjournalist und Energiepolitik-Kenner, der vor der Veranstaltung eine exklusive Führung durch die Anlagen der Naturenergie Glemstal bekommen hat. „Früher anfangen ist besser“, ergänzt er, denn bei vielen Maßnahmen benötige man eben einen langen Atem vom Inkrafttreten des Gesetzes bis zur Umsetzung. „Eine Heizung wird eben nur alle 25 Jahre getauscht. Das ist der Zeithorizont mit dem wir rechnen müssen.“
In Hemmingen wurde bereits 2006 mit der ersten Biogas-Anlage in die erneuerbare Energieversorgung gestartet. Die damalige Realschule in Schwieberdingen benötigte eine neue Heizung und eine Ölheizung kam aus Gewässerschutz-Gründen nicht in Betracht. Es war Ulrich Ramsaier, Geschäftsführer der Naturenergie Glemstal, der damals kam und sagte: „Ich habe da eine Idee.“ So schildert es der Hemminger Alt-Bürgermeister Werner Nafz, der an diesem Abend im Publikum sitzt. Sein Nachfolger, Thomas Schäfer, bereits seit 2010 im Amt, ergänzt: „Wir versuchen vor allem die planungsrechtlichen Grundlagen zu schaffen, damit sowohl die Anlage gebaut als auch der Ausbau der Infrastruktur erfolgen kann.“ Das „Wir“ bedeutet Verwaltung und Gemeinderat. „Beide Seiten waren von Beginn an dem Thema gegenüber sehr offen eingestellt“, betont der Bürgermeister.
Aber auch andere Faktoren spielen eine Rolle. Auch die Technologien haben sich beispielsweise verändert. „Heute können wir Dinge umsetzen, von denen ich am Anfang dachte, sie seien unmöglich“, schildert Ulrich Ramsaier die Entwicklung der Nahwärme in Hemmingen. Und man werde stetig nachhaltiger – auch wenn man mit bürokratischen Hürden zu kämpfen habe.
Wolfang Heim, den viele von „SWR1-Leute“ kennen, führt gekonnt professionell durch die Veranstaltung. Rund 100 Menschen sind in die Hemminger Gemeinschaftshalle gekommen, um dem Quartett zuzuhören. Den Appell von Malte Kreutzfeldt, sich bei diesem wichtigen Thema an Fakten zu halten, nehmen hoffentlich viele mit nach Hause. „In Deutschland ist die Diskussion um die erneuerbaren Energien und die Maßnahmen gegen den Klimawandel sehr ideologisch aufgeladen“, meint er und nennt als Beispiel die Diskussion um die Wärmepumpe. In den skandinavischen Ländern, die im Schnitt niedrigere Temperaturen im Winter haben, wird ein Großteil der Haushalte mit Wärmepumpen beheizt und niemand hinterfragt die Funktionalität. Denn eines wird auch deutlich an diesem Abend. Die Nahwärme ist für große Verbraucher wie Industrie und Mehrfamilienhäuser sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll. Einfamilienhäuser sind mit Wärmepumpen und im besten Fall eigenen Photovoltaikanlagen oft besser bedient.
Nach einer spannenden Veranstaltung und anschließenden interessanten Gesprächen, macht sich Wolfgang Heim auf den Weg zurück nach Stuttgart. Malte Kreutzfeldt fährt am nächsten Tag mit dem Zug zurück nach Berlin. Und nimmt aus Hemmingen vielleicht mit, dass die Umstellung auf erneuerbare Energien natürlich Zeit braucht und nicht immer einfach ist. Wenn viele aber an einem Strang ziehen kann es gelingen – man muss sich eben auf den Weg machen.
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