Kelter und Weinbau
Ausschnitt aus der Karte von 1831, unterlegt mit dem aktuellen Wegenetz (gelb bzw. weiß) und
der Bebauung von 2012 (in Flächenfarbe).
Rechts, auf der heutigen Schwieberdinger Str. befand sich die Kelter, die ebenso wie Schloss, Kirche und Gutshof in schwarzer Flächenfarbe abgebildet ist. Die Häuser von 1831 sind mit diagonaler Schraffur, die Scheunen mit gerader dargestellt.
Auf die Kelter bauten noch die Nippenburger 1616 Lagerflächen für Getreide (Fruchtschütten). Deshalb waren sie auch für den Unterhalt dieser Fruchtschütten und des Daches zuständig.
Die Hemminger Trauben mussten in der Kelter verarbeitet werden (Bannrecht).
Die Weinbauflächen lagen an den Südhängen des Gaichelgrabentales im Wengert („Steigwengert“), an der Hälde und im Schauchert.
Hinter der Kelter, im Kelterweingarten und der Schloßhalde, wurde ebenfalls Wein angebaut.
Weitere Anbauflächen waren auf den leicht geneigten Flächen des Astergartens südlich der Münchinger Straße – im Mußmehl (westliche Edekaparkplätze bis zur Einmündung der Dieselstraße in die Saarstraße).
Auch die Glemsweingärten werden ab 1616 erwähnt – entlang des Schützenhausweges und oberhalb der „Schießmauer“ (= heutiges Schützenhaus) im leicht geneigten Bereich „in der Glems“.
Ab 1661 wurden die Gagerbacher Weingärten auf Schwieberdinger Markung von Hemmingen aus bewirtschaftet.
Selbst südlich des Rohrspergwaldes wurde Wein angebaut auf einer Fläche, die bis zur 1. Hälfte des 19.Jh. zu Hemmingen gehörte (durch Markungsausgleich heute zu Heimerdingen gehörig).
Die Weinbergflächen waren besonders in den Hanglagen stark parzelliert. Diese Flächen boten auch den kleineren „Stücklesbesitzern“, den Taglöhnern, Handwerkern und selbst Lehrern eine Zusatzbeschäftigung und Zusatzeinnahmen.
1731 waren im württembergischen Teil Hemmingens 59 Morgen mit Wein bebaut. Nimmt man den Varnbülerschen Teil hinzu, kommt man auf mindestens 100 Morgen (= 31,5 Hektar).
Zu dieser Zeit war aber der Höhepunkt des Weinbaus überschritten. Auf den weniger geneigten Flächen war es leicht möglich, die Weinbergflächen in Felder und (Baum-) Wiesen umzuwandeln.
Nach der Oberamtsbeschreibung von 1852 ging der Weinbau „fast ab und kam erst in neuerer Zeit wieder in Aufnahme. Die Reben, meist Silvaner, Klevner, Affenthaler Elblinge usw. ….liefern einen mittelguten, jedoch auf das Lager sich nicht eignenden Wein“. Er soll aber etwas besser als der Leonberger Wein gewesen sein (Oberamtsbeschreibung von 1930).
Der Weinertrag pro Morgen (= 31,52 Ar) lag um 1850 bei 1800 Liter. Für 300 Liter konnten 1846 36-40 Gulden erzielt werden, 1849 nur noch die Hälfte. 1 Morgen Weinberg kostete in dieser Zeit zwischen 500 und 600 Gulden, ein Morgen Acker zwischen 300 und 600 Gulden (zum Vergleich: das 1832 erbaute Rathaus kostete 7000 Gulden).
Nach der kurzen Belebung des Weinbaus in der Mitte des 19. Jh. ließen Reblauserkrankungen, veränderte Verbrauchergewohnheiten und sinkende Preise den gewerbsmäßigen Weinanbau in Hemmingen im letzten Drittel des 19. Jh. zum Erliegen kommen.
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