Der 5. November 1944
Jener Sonntagabend am 5. November 1944 nahm den gewohnten Gang. Bei den Bauern waren die alltäglichen Stallarbeiten zu verrichten, nachdem nahe Verwandte oder Bekannte, die am Nachmittag aus benachbarten Gemeinden zum „Kaffee“ gekommen waren, oftmals mit gefüllten Taschen den Heimweg angetreten hatten. Die kleinen Kinder waren ins Bett gebracht worden und die Schulkinder spielten noch in der nach außen abgedunkelten Stube. In pietistischen Häusern waren Männer und Frauen zur Andacht und Gebet zusammengekommen.
Im Dorf hatten ein paar junge Männer und Mädchen ihre Koffer gepackt, war ihnen doch für den folgenden Tag, dem Montag, der Stellungsbefehl zugestellt worden; der Abschied bedrückte die Familien. Andere junge Burschen, kaum der Schule entwachsen, hatten sich auf den Weg zur Sägmühle gemacht, als ein Aufheulen der Sirene und anhaltende Fluggeräusche sie zur Rückkehr veranlassten.
Am Ortseingang stand ein Bauer, die Arme aufs Gartentörle gestützt, mit dem tauschten sie ihre Beobachtungen aus. Unter der Linde beim Schloss hielt ein anderer Bauer mit seinen beiden jungen Söhnen Ausschau, horchte und starrte ins Dunkel; da war ein Heulen und Zischen, ein unheimlicher Schlag, ein Krachen und Splittern. Alle rannten! Eine erdbebenhafte Erschütterung raste über die Häuser. Im oberen Dorf lag der Einschlag. Schnell nach Hause über Balken und Trümmer.
Die Leute im oberen Dorf hatten über Zuffenhausen, wie schon öfters, Leuchtfallschirme (auch Christbäume genannt) sprühen sehen. Ein übermäßiges Rauschen, manche haben’s noch heute im Ohr, zu vergleichen mit dem Geräusch eines modernen Düsenjägers, der heutzutage über die Dächer donnert, ging dem orkanartigen Luftstoß voraus. Jedermann stand allein an seinem Ort inmitten schrecklichen Krachens. Ein Splittern, Bersten, Prasseln und Niederbrechen umgab ihn dort, wo er sich gerade aufhielt. Alsbald züngelten in der durch wirbelnden Staub und Dreck gespenstig düsteren Nacht die ersten Flammen auf. Schreckensschreie verhallten in all dem Chaos.
Im Etterhof ist die Waschkommode aus dem Anwesen der Familie Döttling ausgestellt, welches sich in der Nähe des Anwesens der Familie Huber befunden hatte, welches komplett zerstört wurde. Die Ablageplatte aus Naturstein wurde bei diesem Angriff beschädigt.
Auszugsweise aus: „Hemmingen, den 5. November 1944 Eine Gemeinde erinnert sich“ Werner Gaßner / Margot Gaßner, Ulrike Geyer, Dr. Michael Geyer
Durch das Laden der Inhalte erhebt Facebook personenbezogene Daten und verarbeitet diese. Mehr dazu in der %s.
Für diese Funktion müssen weitere Cookies akzeptiert werden