Einführung
Die Entdeckung der sensationellen Funde von Hochdorf machte eine breite Öffentlichkeit auf die großartige keltische Vergangenheit im Landkreis Ludwigsburg aufmerksam. Jährlich kommen tausende von Besuchern nach Hochdorf, die sich für den Fürstengrabhügel und das Keltenmuseum interessieren.
Die Funde von Hochdorf sind für sich betrachtet bedeutungsvoll, sie werden durch ihre Einbettung und die Beziehung zu anderen Fundorten keltischer Kultur in der Umgebung in ihrer Gesamtheit besonders interessant.
Der Fürstensitz auf dem Hohenasperg wurde von einer breiten keltischen Zivilisation im weiten Umfeld getragen. Mit diesem Umfeld bestand ein enges Netzwerk an Verbindungen. Mit der Initiative für den Keltenweg im Landkreis Ludwigsburg werden Zeugnisse keltischer Kultur einem breiten Publikum gemeinsam vorgestellt.
Der Keltenweg ist eine Vernetzung von Orten südwestlich von Ludwigsburg mit einem breit angelegten keltischen Erbe. Ausschlaggebend für die Streckenführung sind die bekanntesten und bedeutendsten Zeugnisse der keltischen Zivilisation.
Der Hohenasperg
Inmitten der Landschaft erhebt sich der Hohenasperg, der als Zeugenberg seine Umgebung um ca. 100 m überragt. Dieses Gebiet war seit der Jungsteinzeit (5500 – 3400 v.Chr.) ein gern aufgesuchtes und intensiv bewirtschaftetes Siedlungsland. Die archäologischen Reste der weiter zurückliegenden Zeiten sind heute weitgehen zerstört.
Um 500 v. Chr. war der Hohenasperg keltischer Fürstensitz mit einer bedeutenden stadtähnlichen Ansiedlung. Vergleiche mit anderen Machtzentren dieser Zeit, wie zum Beispiel der Heuneburg im Kreis Sigmaringen oder dem Mot Lassois in Burgung, stützen diese Annahme. Diese Höhenbefestigungen beherrschten das Umland mit seinen ländlichen Siedlungen. Zu diesen Dörfern gehörten Hügelgräberfriedhöfe, von denen zahlreiche bis heute erhalten blieben.
Die Verstorbenen der Oberschicht erhielten hingegen Monumentalgrabhügel. Bemerkenswerterweise sind zahlreiche keltische Grabstätten in der näheren Umgebung so ausgerichtet, dass sie freie Sicht auf den Hohenasperg bieten, beispielsweise das große Hügelgrab bei Hochdorf oder die Grabstätte an der Katharinenlinde bei Schwieberdingen. Einen ganz besonders guten Blick auf den Hohenasperg bietet das am südlichen Rand von Asperg liegende Kleinaspergle.
Das Kleinaspergle
Das Kleinaspergle barg das jüngste Fürstengrab aus dem Bereich des Hohenaspergs und auch das jüngste frühkeltische Fürstengrab in Südwestdeutschland. Mit seinen 60 m Durchmesser und rund 8 m Höhe vermittelt es einen Eindruck von der Mächtigkeit dieser Grabmonumente.
1879 stieß man auf einen völlig ausgeraubte und leere Zentralkammer. Einen Nebengrabkammer beherbergte jedoch ein reich ausgestattetes Fürstengrab, das in die Jahre um 420 v. Chr. zu datieren ist. Der hohe Stand der verstorbenen Person zeigt sich an der Beigabe eines kompletten Trinkservices aus Bronze: Kessel, Kanne und weitere Gefäße waren für ein Gelage vorbereitet. Kostbarste Trinkhörner mit goldbeschlagenen Spitzen und zwei bemalte griechische Keramik-Trinkschalen warten auf die Zecher. Sie waren um 450 v. Chr. im fernen Athen hergestellt worden.
Unter dem Schmuck sticht ein goldblechverzierter Beschlag hervor, in den Korallen eingelassen waren. Was nicht auf den ersten Blick zu sehen ist: Dem schwungvollen Muster liegt eine exakte Zirkelkonstruktion zugrunde.
Die einheimischen Kunstwerke des Kleinaspergles markieren den Beginn des frühkeltischen Latènestils und sind deswegen weltberühmt.
Keltengrab bei der Katharinenlinde
Das reich ausgestattete Frauengrab zählt nicht mehr wie z.B. das Kleinaspergle zu den Fürstengräbern im engeren Sinne. Bei den Ausgrabungen im Jahre 1935 gab es keine Hinweise auf ein Hügelgrab. Möglich ist, dass dieses Frauengrab bereits zu den sogenannten Flachgräbern zählt.
War es zuvor Sitte gewesen, die Verstorbenen in bestehenden Grabhügeln zu bestatten, so ändert sich der Grabbrauch an der Wende vom 5. zum 4. Vorchristlichen Jahrhundert.
In der Grabgrube entdeckten die Archäologen ein schlecht erhaltenes Frauen-Skelett. Auf der Brust und bis zum Becken fanden sich drei Bronze- und zwei Eisenfibeln, welche die Funktion von Broschen hatten und die Gewänder zusammenhielten. Die Masken- und Tierfibeln aus dem Grab sind mit rosafarbenen Koralleneinlagen geschmückt.
Das Fürstengrab in Hochdorf
Um 550 v. Chr. wurde hier ein etwa 40 bis 50 Jahre alter Mann mir fürstlichem Pomp zu Grabe getragen. Über der Grabkammer errichtetet man einen mächtigen Grabhügel von ca. 6 m Höhe und 60 m Durchmesser. Es sollte bis in die 70er Jahre des 20. Jh. dauern, bis man die Spuren dieses mächtigen Grabmonuments wiederfand.
Das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg führte 1978 bis 1979 Ausgrabungen durch. Das Ergebnis war und ist bis heute sensationell: Die Grabkammer wurde völlig unberaubt angetroffen. Auf einer Bronzeliege ruhte der Tote. Dieser war reich ausgestattet und geschmückt. Er trug goldenen Fibeln, einen Goldarmreif, einen Gürtel, von dem noch das goldenen Gürtelblech vorhanden ist, sowie einen Prunkdolch und goldene Schuhbesätze. Diese Beigaben wurden eigens für die Bestattung angefertigt. Zu Lebzeiten getragen wurde der breite Goldhalsreif mit umlaufenden Reihen aus Reiterfigürchen. Zudem trug der Verstorbenen einen kegelförmigen Hut aus Birkenrinde.
Von besonderer Bedeutung sind die vielen Fragmente von Geweben und anderen Gegenständen. Standesgemäß hatte man ihm seinen vierrädrigen, eisenbeschlagenen Wagen mit Joch und geschmücktem Zaumzeug ins Grab gegeben. Ein Prunkstück der Bronzeschmiedekunst aus dem Mittelmeerraum ist der große Löwenkessel, der über 400 l Honigmet enthalten hatte.
Das Keltenmuseum Hochdorf
Mit seiner Architektur, die Elemente des Grabhügelhaus und das Monumentalhügels aufnimmt und in Räume umsetzt, ist das Keltenmuseum in Eberdingen-Hochdorf ein Anziehungspunkt für alle. Hier kann man sich, an der Grabkammer stehend, in die fernen Jahrhunderte keltischer Zeit zurückversetzen. Der besondere Reiz des Museums liegt im original- und materialgetreuen Nachbau der Grabkammer und der Grabfunde. Es scheint, als wäre der keltische Mensch selbst lebendig geworden und berichte persönlich von seiner Lebensweise, von seinem Kunsthandwerk und von seinem Bestattungskult.
Die Fülle der Erkenntnisse, die Ausgrabung, Restaurierung und Wiederherstellung erbracht haben, lässt den Besucher erfahren, wie die Forschung zu ihren faszinierenden Einblicken in die fernen Zeiten der frühkeltischen Fürsten und ihres Lebensstils gelangt. Das nachgebaute keltische Gehöft führt die Welt des täglichen Lebens in der Eisenzeit. An vielen Wochenenden ist altes Handwerk, sind vergessene Kunstfertigkeiten wieder neu zu entdecken. Jährlich kommen tausende von Besuchern, um sich hier auf die Reise in die Vergangenheit zu begeben.
Grabhügelfeld beim Pfaffenwäldle
Im „Pfaffenwäldle“ in Eberdingen-Hochdorf liegen 24 kleinere und größere Grabhügel, die durch einen Rundweg im Wald besichtigt werden können.
1911 wurden elf Hügel geöffnet. Leider gibt es über die Grabungen keine Dokumentation, obwohl die Funde bemerkenswert sind. Besonders zwei Toilettenbestecke bestehend aus Ohrlöffel, Nagelschneider und Pinzette sowie eine Perlenkette aus Korallen, Schmucknadeln mit Bernsteinköpfen, zwei Goldohrringe und daneben Bronzeschmuck der späten Hallstattzeit sind zu erwähnen. Sehr schön gearbeitet sind auch zwei Frühlatènefibeln in Form eines Vogels bzw. eines Widders.
Neben den, im Keltenmuseum ausgestellten Exponaten, ist ein Teil der Funde im Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart zu bewundern.
Keltischer Grossgrabhügel Birkle
An dieser Stelle erhob sich ein frühkeltischer Großgrabhügel mit einem Durchmesser von 42 m und einer Höhe von 7 m. Der Hügel mit einem Gesamtvolumen von 4000m³ Erde war umgeben von einem Kreisgraben mit einer Breite von 3,5 – 4,5 m. Man vermutet, dass dieser Großgrabhügel vor ca. 2500 Jahren so ausgesehen haben müsste, denn Luftbilder und Bodenbohrungen haben beim „Birkle“ genauere Aufschlüsse über das Ausmaß des Großgrabhügels gebracht.
Doch auch der Flurname weist bereits auf das hin, wonach die Forschung gesucht hat: So steht das „le“ im Eigennamen „Birkle“ für die mittelhochdeutsche Bedeutung „Hügel“.
Ein reiches Frauengrab
Der jungen Keltin, deren Grab man 1951 bei Umbauarbeiten mitten in Schöckingen fand, hatte man wertvollen Schmuck angelegt. Sie trug einen Bronzehalsreif und eine Kette aus rosafarbenen Korallenperlen. Beide Arme schmückten je drei Goldbänder und am rechten Knöchel lag ein Fußring aus Bronze.
Gerade an diesem Grab wird der Unterschied zu den reich ausgestatteten Kammern der hochstehenden Mitglieder der Gesellschaft deutlich. Zwar besaß diese Dame reichen Schmuck, vielleicht ihr wertvolles Heiratsgut, doch fehlen die für ein Grab der Oberschicht wichtigen Bestandteile wie Bronzegeschirr, Wagen und Importgüter. Die unterschiedliche Ausstattung der Gräber gibt zu erkennen, dass die Kelten in einer hierarchisch gegliederten Gesellschaftsordnung lebten.
Der Krieger von Hirschlanden
Der bedeutendste Fund in diesem Grabhügel ist zweifellos die Sandsteinstele, die am Fuß des Hügels gefunden wurde. Die imposante Vollplastik mit einer Größe von 1,50 m zeigt einen unbekleideten Mann. Die Beine ab etwa der Mitte der Unterschenkel und die Füße fehlen. Eine Originalgröße von 1,70 m wurde rekonstruiert.
Der Krieger trägt einen nach oben spitzen Hut – eventuell, mit dem Fund des Toten aus Hochdorf vergleichbar, aus Birkenrinde gefertigt – einen Halsreif und einen Gürtel mit einem typisch hallstattzeitlichen Dolch. Alle diese Symbole deuten auf einen höheren Rang des Abgebildeten.
Während die Beine sehr lebensnah und muskulös herausgearbeitet wurden, ist der Oberkörper nur recht schematisch ausgeführt. Die nach mediterranem Vorbild geschaffenen Stele ist die älteste vollplastische Großskulptur nördlich der Alpen. Die Stele und der Grabhügel werden in die späte Hallstattzeit (600 – 450 v. Chr.) datiert.
Aufgrund der Funde wurden hier sowohl Männer als auch Frauen bestattet. Im Hügel fanden sich 16 Gräber, von denen keines außergewöhnlich reich ausgestattet war. Auch das Grabmonument mit einem Durchmesser von 32 m hatte nicht die gewaltigen Ausmaße der eigentlichen Fürstenhügel (der Fürstengrabhügel bei Hochdorf hatte einen Durchmesser von 60 m).
Streckenverlauf
Ausgangspunkt der Tour ist das Schubartstor am Hohenasperg in Asperg. Vom Schubartstor führt der Weg auf der Rückseite des Hohenaspergs abwärts in Richtung des Bahnhofs. Vor dem Bahnhof biegen Sie an der Kreuzung rechts ab. Es geht durch die Stadt bis Sie der Weg aufs freie Feld führt. Die nächste Station, das Kleinaspergle, können Sie schon von weitem an den zwei Bäumen auf dem Hügel erkennen. Vom Hügel haben Sie eine sehr schöne Sicht auf den Hohenasperg, der umrahmt ist von Weingärten. Die Strecke führt Sie weiter am Naturfreundehaus vorbei und durch das Landschaftsschutzgebiet nach Möglingen. Dort biegen Sie links in die Kreisstraße ein und kurz darauf geht es gleich wieder rechts ab am CVJM-Heim vorbei. Nachdem Sie die Bahnlinie überquert haben, sehen Sie auf der rechten Seite ein Kleindenkmal. Eine sogenannte Gruhbank. Nun überqueren Sie die Kreisstraße und biegen rechts ab. Zwischen weiten Ackerflächen und einzelnen Aussiedlerhöfen gelangen Sie nach Schwieberdingen. Nachdem Sie die B 10 unterquert haben, fahren Sie geradeaus auf die evangelische Kirche zu. An der Kirche geht es steil den Berg hinunter bis Sie links abbiegen und die Glems überqueren. Nach einer scharfen Rechtskurve müssen Sie bergaufwärts kräftig in die Pedale treten. Oben führt der Weg weiter durch die freie Feldflur zur Anhöhe Katharinenlinde. Auf der rechten Seite können Sie als kleine Erhebung den keltischen Grabhügel erkennen. Nachdem Sie die B 10 unterquert haben gelangen sie zum Schönbühlhof. Sie fahren durch den Ort, unterqueren erneut die B 10 und kommen über die Felder nach Eberdingen-Hochdorf. Schon von weitem können Sie den Fürstengrabhügel erkennen. Ein Pfad führt auf den Hügel, von dem Sie eine wunderbare Sicht auf das Umland und den Hohenasperg haben. Die Tour führt Sie zum weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannten Keltenmuseum mit keltischem Gehöft. Hier können Sie sich ausführlich über die Geschichte und das Leben der Kelten informieren. Sie folgen dem Weg weiter durch das angrenzende Wohngebiet und erreichen linker Hand das Grabhügelfeld Pfaffenwäldle. In dem Wäldchen befinden sich verstreut 24 kleinere und größere Grabhügel. Von hier geht es über das Keltenmuseum wieder zur Ortsmitte und direkt weiter bergauf durch das Wohngebiet zum Zeilwald. Bergabwärts geht es durch den Wald in Richtung Hemmingen. Bevor Sie die Landesstraße überqueren finden Sie auf der rechten Seite beim Bauernhof Bürkleshöfe den Großgrabhügel, von dem nur noch eine Erhebung auf der Ackerfläche zu erkennen ist. Über die freie Feldflur gelangen Sie nach Schöckingen, einem Ortsteil von Ditzingen. In der Ortsmitte befi ndet sich das Frauengrab, das im Volksmund auch Adelsgrab genannt wird. Das Denkmal wurde überbaut. Eine Hinweistafel informiert über das Grab. Von dort fahren Sie weiter durch den Ort, bis Sie links in die Ritterstraße einbiegen und den Ort verlassen. Sie kommen am Steinbruch vorbei und erreichen das zwischen Ackerfl ächen gelegene Denkmal mit der bekannten Stele “Hirschlander Krieger” und somit die letzte Station des Keltenwegs. Von der letzten Station führt der Keltenweg über Hirschlanden nach Ditzingen. Auf einem Teilstück des Glems-Mühlen-Wegs geht es bis nach Schwieberdingen und von dort wieder auf dem Keltenweg nach Asperg zum Ausgangspunkt zurück.
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